Die Vergangenheit ist nicht vergangen, sie wirkt in die Gegenwart. Die kurfürstliche Burg Boppard wurde 1312 zur Zwing – und Zollburg ausgebaut, deren Hauptzweck darin bestand, den Rheinzoll zu sichern.
1496 erstürmten die unterdrückten Bopparder Bürger die Burg im „Bopparder Krieg“ 1831 zog die Steuerverwaltung und das Friedensgericht in die Burg ein. Geschichtlich ging es bei diesen Ereignissen um den Anspruch von Macht und an Tribut. Was damals nur im Regionalen stattfand, spielt sich heute parallel auch im Globalen ab. Der historisch regionale Mikrokosmos kann so als Blaupause dienen, um heutige globale Geschehnisse zu verstehen und einzuordnen. Auf der einen Seite steht Intransparenz, Kontrolle und Ausbeutung, auf der anderen das Bemühen um Transparenz, Freiheit und Solidarität. Zwischen diesen Polen bewegt sich der Prozess der Geschichte – faszinierend als auch brutal. Heute geht es ebenso um Handelswege, Wohlstand, Demokratie und Unterdrückung, auch wenn sich die Machtlinien vom Regionalen ins Globale verschoben haben.
Die mutigen Bopparder Bürger von 1496 wollten ihre Freiheit zurück, frei sein von dem Joch des Tributes, der Ausbeutung.
„Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist, alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung, alle archaischen Formen sind unversehrt und zeitlos vorhanden, wie Viren im Inneren des Körpers.“Jean Baudrillard denkt bei diesen Sätzen nicht mehr an eine Unterwerfung mit Waffengewalt, sondern an die völlige Ausbeutung seiner selbst durch sich selbst.
Der moderne Mensch ist zuweilen gerne bereit, für den Wert von Wohlstand, Schutz und Gesundheit seine freiheitlichen Rechte aufzugeben. In meinem bildnerischen Nachdenken über die Burg stelle ich Krieg und Frieden, Zwang und Freiheit gegenüber. Wo auf der Linie zwischen diesen Polen befinden wir uns?
Freiheit, die ich meine
Kein Gott, kein Kaiser
und kein Tribun kann uns Freiheit
einfach schenken und sagen:
„Nehmt und seid gut zu ihr!“
Freiheit ist nur Freiheit
leichter und besser
kämpfen zu können
gegen Unfreiheiten
die herrschen wollen
über uns und in uns selbst.
Der Kampf gegen sie fängt erst an
mit jeder Befreiung
Erich Fried