Diese Dinge befinden sich in einer Kirche im Osten. Normalerweise. In meinem Dorf ist das anders. Der Altar weist nach Westen. Ich weiß nicht, warum. Es passt gut, finde ich.
Ich verwechsle oft Osten und Westen. Sie haben eine sich ähnelnde Qualität. Was der Osten an Leere im Gepäck hat, schleppt der Westen an Fülle mit sich fort. Die Leere besteht auch aus Fülle, nämlich an Optionen, an Verheißung und Ungewissheit, an Offenheit. Und umgekehrt.
Wird nicht der Westhang vom Licht des Ostens erleuchtet? Flammt nicht der Osthang auf im Abendrot?
Osten also. Das Chorfenster gewinnt Kontur im Morgennebel. Das Kreuz schwebt unbefüllt oder leergefressen im ersten blendenden Gegenlicht.
Auf dem Fragment einer Holzkiste balanciert ein entrindeter Eschenstab gleich einer Kompassnadel. Er zeigt den Norden an, damit das Tabernakel sich orientieren kann. Das Innere ist mit Seidenstoff verhangen. Man sieht eine hübsche Wohnung für das Allerheiligste. Samt Monstranz aus einer hölzernen Gloriole und Eschensämlingen – wenn diese nicht gerade monstriert.
Altarkreuz
Assemblage | 132 x 98 x 10 cm
Strandfundstücke von den Küsten Europas, Nordsee, Atlantik, Mittelmeer und dem östlichsten
Gewässer meiner bisherigen Reisen, dem Bosporus, bilden darunter eine Windrose. Sie sind leer,
oder sie haben ihren Inhalt nie offenbart.