Die überlieferte Geschichte der Kürfürstlichen Burg Boppard ist eine Abfolge von Baumaßnahmen: Aufbau der Burg, Zerstörung, Erweiterungsbauten, Zerstörung im Bopparder Krieg, Wiederherstellung der Anlage, Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg und erneuter Wiederaufbau. Diese Fakten sind wissenschaftlich erforscht und die Abfolge der Besitzer und Burgherren ist genau dokumentiert. 

Auf dem großen Bopparder Stadtbild von Goswinus Klöcker von 1742 ist neben der Kurfürstlichen Burg und anderen Gebäuden aber auch die Landschaft mit einer vielfältigen Flora zu erkennen – Felder, Wälder, Obstbäume und Weinstöcke. Man kann davon ausgehen, dass ein Teil der Flora aus dieser Zeit noch heute erhalten ist und die jahrhundertelange Abfolge von Zerstörungen und Wiederaufbau unbeschadet überdauert hat. Seit jeher hat die Flora der Umgebung auch die Bewohner ernährt und das Leben auf der Burg beeinflusst. 

Der Gedanke, der der Installation FLORA zugrunde liegt, ist die Idee, diese prägende Natur hinein in die Burgmauern zu holen und sie dort zu präsentieren. 

Besondere Bedeutung kommt dabei der Bopparder Schleifenblume ( IBERIS linifolia boppardensis) zu. Sie ist eine der wenigen endemischen Pflanzen in Rheinland-Pfalz. Ihr Vorkommen ist auf das Gebiet des Bopparder Hamms beschränkt. Bei Exkursionen in diese Region beobachtete, zeichnete und sammelte Anja Schindler auch zahlreiche andere Pflanzen, Gehölze und Blumen, die sie auf vielfältige Weise konservierte. Die Ergebnisse dieser Recherche – sowohl die Fundstücke, als auch die Zeichnungen – werden im Stile einer „Wunderkammer“ in einem historisch anmutenden Vitrinenschrank präsentiert. 

In einer musealen künstlerischen Überhöhung wird auf die Zerbrechlichkeit der Natur aufmerksam gemacht. 

  • Titel: Flora
  • Jahr: 2021
  • Ausführung: Rauminstallation