Japanischer Staudenknöterich, Synonym: Polygonum cuspidatum Siebold & Zucc.

Der Naturforscher und Arzt Philipp F. Freiherr von Siebold wohnte von 1847 bis 1853 im ehemaligen Kloster St. Martin in Boppard. Er brachte 1823 – neben sehr vielen anderen mittlerweile eingebürgerten Pflanzen – erstmals den japanischen Staudenknöterich nach Europa. Mit seiner schönen herzförmigen Blattform, seiner üppigen weißen Blütenpracht und dem schnellen Wachstum war er vor allem zur Bepflanzung von Gärten beliebt. Versuchsweise wurde er als Viehfutter angebaut, doch aufgrund seines säuerlichen Geschmacks blieb das Experiment erfolglos. 

Der japanische Staudenknöterich ist mit bis zu 30 cm pro Tag extrem schnell wachsend und entwickelt ein sehr starkes Geflecht seines Wurzelwerks. Er gehört zu den sogenannten invasiven Neophyten, da er quasi keine „Fressfeinde“ hat und durch seine enorme Ausbreitung die einheimische Flora und Fauna verdrängt. In vielen Ländern weltweit ist das Anpflanzen von japanischen Staudenknöterich verboten und selbst zentimetergroße Teile der Wurzeln müssen verbrannt oder speziell entsorgt werden. Versuche, den japanischen Staudenknöterich mit Pestiziden zu bekämpfen, scheiterten – und schaden der Natur nachhaltig. Die Wurzeln werden armdick und sehr hart. Sie großflächig heraus zu reißen, ist nicht möglich. An vielen Orten versucht man durch regelmäßiges Roden, das Wachstum zu kontrollieren, stärkt damit aber eigentlich die Pflanze. 

Wegen seiner zahlreichen duftenden Blüten ist der japanische Staudenknöterich gleichzeitig bei Imkern sehr beliebt. Alle Teile der Pflanze sind essbar und es kursieren viele Rezepte und Vorschläge, wie die Pflanze zu schmackhaften Gerichten verwandelt werden kann. In Asien ist sie als eine der kräftigsten und wirkungsvollsten Pflanzen in der traditionellen chinesischen Medizin bekannt. Aktuelle Forschungen überprüfen die Heilwirkung verschiedener Inhaltsstoffe gegen unterschiedlichste Krankheiten: gegen hohen Blutdruck, Diabetes, Krebs etc.; selbst ein Mittel zur Langlebigkeit von Menschen zu sein, wird der Pflanze nachgesagt. Auch im Pflanzenschutz kann die Tinktur eingesetzt werden.

Ist der japanische Staudenknöterich Fluch oder Segen? 
Welcher Umgang mit dieser Pflanze ist der Richtige? 

Ist das Thema übertragbar auf gesellschaftliche Themen? Wie ist der Umgang mit dem Unbekannten? Wie viel „Fremdes“ verträgt ein Einzelner, wieviel eine Kultur? Wie lange ist etwas fremd? Wie kann ich etwas integrieren – muss ich unterscheiden? Gibt es Grenzen des Integrierbaren? Die Frage nach Resilienz und dem Nutzbarmachen des Neuen, zuvor Unbekannten oder Ungewollten. Welchen Blickpunkt und Standpunkt nehme ich ein? Wo zwischen Schwarz/Weiß, Positiv/Negativ finde ich mich wieder?

  • Titel: Japanischer Staudenknöterich
  • Jahr: 2021
  • Ausführung: Ei-Tempera auf Leinwand Zwei 3-teiligeParavents
  • Größe: je 187 x 185 cm