Wer heute die Sayner Hütte besucht, ist unwillkürlich fasziniert von der Schönheit der imposanten Architektur der Gießhalle. Auch das riesige Warenangebot in den Musterbüchern von 1823 ist beeindruckend und bestätigt den wirtschaftlichen Erfolg der Gusseisenhütte in Bendorf. Die für die damalige Zeit fortschrittlichen Maschinen der Sayner Hütte und ein außergewöhnliches Marketing haben den Weg dafür geebnet. In der Geschichte der Hütte gab es aber auch Schattenseiten, in der Chronik ist neben den Erfolgen auch die Ausbeutung von Arbeitern und Kinderarbeitern in der preußischen Zeit dokumentiert.(Anne Höndgen, Die Arbeiter der Sayner und der Mühlhofener Hütte)
Die harte Arbeit in der Eisen- und Stahlindustrie wurde unter anderem von Kindern verrichtet, die ihre Familien aus der Armut retten sollten.
Meine Bodeninstallation, bestehend aus acht Metallringen und einer quadratischen Leinwand mit darauf gedruckten Fotocollagen, wirkt wie eine Art Mandala aus Kreisen und Ornamenten. Sie visualisiert ein fiktives „Arbeitsleben eines Kindes“ bzw. ein düsterer Tagtraum, und bleibt doch rätselhaft. In ihr wird auch das Märchenhafte und Sinnliche der schwarzen Gusseisenkunst widergespiegelt.
„Ich heiße Grete. Es ist das Jahr 1839. Ich bin 10 Jahre alt. Mein Bruder und ich arbeiten in der Sayner Hütte. Unsere fünf Geschwister arbeiten noch nicht. Sie sind noch zu klein. Ich würde gerne besser lesen und schreiben können. Ich kann es noch nicht richtig. Aber Mutter sagt, „Zum Arbeiten brauchst du das nicht. Wir brauchen Geld. Sonst können wir kein Essen kaufen.“
Mein Bruder heißt Hans. Viele der Männer, die hier arbeiten, lachen darüber und nennen uns „Hänsel und Gretel“. Mich ärgert das. Eigentlich mag ich Märchen sehr, aber dieses Märchen mit der Hexe und dem Ofen mag ich nicht.
Hier ist es sehr heiß. Und laut ist es auch. Wir Kinder zerkleinern Eisenstein. Wir schlagen die Schlacke zu oder schaufeln den Schlackensand aus. Ein paar von uns arbeiten bei den Formern. Wenn wir Kinderarbeiter zu langsam arbeiten, schimpfen die Männer und scheuchen uns wie „böse Zwerge“ umher. Auch das gefällt mir nicht. Ich weiß, dass Zwerge im Märchen im Erdreich und Höhlen nach Schätzen graben, aber ich möchte nicht immer nur arbeiten. Ich möchte lieber schöne Dinge machen und von schönen Dingen träumen. Hier wird auch Schmuck aus Eisen gemacht. Für die Prinzessin. Die wohnt doch in Berlin, oder?“… (Auszug aus einem fiktiven Kinderarbeiterin-Bericht)