Eine notdürftige Hütte umschließt einen weißen Kinderstuhl mit einem aufgebundenen Stein. Der Schutz ist nur scheinbar, denn das Dach ist aus Latten zusammengezimmert, das ganze Bauwerk windschief. In diesem Sinne betont die Hütte Ausgeliefertsein und Einsamkeit. Sinnbild für eine Kindheit, die ohne gesellschaftlichen Schutz auskommen muss.

Schon immer waren Kinder billige Arbeitskräfte und leicht auszubeuten. Arbeitgeber konnten über sie verfügen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Zur Zeit der Sayner Hütte war die Armut einer Familie der Hauptgrund für Kinderarbeit und man findet in den Lohnlisten Jungen, aber auch Mädchen. Obwohl das Preußische Regulativ von 1839 mit einem ersten Arbeiterschutzgesetz auch die Kinderarbeit reglementierte, durften 10-jährige 10 Stunden am Tag und bis zu 6 Tagen pro Woche arbeiten.* 

Kinderarbeit ist immer noch auf der ganzen Welt üblich, aber man würde vermuten, dass die Zahl der arbeitenden Kinder in den Industrienationen sinkt.

In den USA allerdings ist die Arbeit von Minderjährigen seit 2022 in einigen Bundesstaaten um 44% gestiegen. 14 jährige arbeiten in der Landwirtschaft, auf Baustellen und in Schlachthöfen. Nach der Schule bis 21 Uhr, in den Ferien bis 23 Uhr. In einigen Staaten gibt es Bestrebungen, die Arbeitsgesetze für Minderjährige drastisch zu lockern.**

Der weiße Stuhl scheint robust zu sein, er trägt den Stein wie verdichtete Erinnerungen. Jeder ungeliebte Job, jeder unfreiwillig gerbeitete Tag, jede Verletzung fügt eine neue Schicht hinzu. Der Stuhl wird nicht unter der Last brechen, aber seiner eigentlichen Funktion ist er beraubt.

Quellen:
*wikipedia.org/wiki/Preußisches_Regulativ
** Momir Takac, Frankfurter Rundschau, 14.11.2023
www.fr.de/politik/kinderarbeit-usa-gesetze-gelockert-iowa-arbeitsmarkt-plan-konservative-republikaner-zr-92671697.html
Arne Bartram, ARD Washington, 13.11.2023

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/usa-kinder-arbeit-100.html