Eine scheinbar endlos gleichförmige Schar, die sich, im Laufe der Zeit zu einer Horde angeschwollen, in die Sayner Hütte drängen. Wenn man versucht sich der Installation zu nähern, könnte man zuerst an das Rehwild in den Wäldern der Umgebung denken. Aber schnell schleicht sich der Gedanke ein, dass die vielen Rehbockschädel auch für etwas anderes stehen könnten.

Der größte Anteil der Arbeiter auf der Sayner Hütte waren Männer. Schmelzer, Kohlenzieher, Schlackenpocher. Männer, die der schweren, gefährlichen Arbeit gewachsen waren. Gesichtslos sind die Herrscharen der Arbeiter, die im Laufe der Zeit auf der Hütte malocht haben. Das Werk war der größte Arbeitgeber in der Umgebung und etliche Generationen, und bis zu 200 Arbeiter gleichzeitig haben sie bevölkert. Von all diesen Arbeitern gibt es kaum Zeugnisse. Außer einem Belegschaftsfoto von 1903 und einigen Artefakten, die erst 2016 entdeckt wurden. Die meisten von ihnen tauchen nur mehr in Lohn- und Arbeiterlisten auf. Wer waren all diese Männer?

Leise im Hintergrund schwingt noch etwas Ungreifbares mit. Die Künstlerinnen dachten bei der Arbeit an der Installation auch an die Wilde Jagd. Der Legende nach, kommen die Seelen der Verstorbenen einmal im Jahr an den Ort ihres Wirkens zurück und ziehen als wilde Horde über den Nachthimmel. Dann jagen sie weiter und hinterlassen nur eine diffuse Erinnerung an eine spukartige Erscheinung. So wie die leeren Hallen der Hütte heute an ihre Arbeiterscharen.

  • Titel Schichtwechsel
  • Ausführung 100 Rehbockschädel
  • Größe
  • Jahr 2024