Die Sayner Eisengußhalle kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. 1926 wurde die Hütte stillgelegt. 250 Mitarbeiter verloren auf einen Schlag ihren Arbeitsplatz. Bis 1976 interessierte sich niemand mehr für die Hütte und ihre wechselvolle Geschichte. In diesem Jahr kaufte die Heinrich Strüder KG  das bereits zum Abriß freigegebene Gebäude und rekonstruierte die Halle zur eigenen Nutzung. Ohne Heinrich Strüder und die Mithilfe vieler ortsansässiger Bürger, wäre die Halle, trotz ihrer zweifelsfrei historischen und architektonischen Bedeutung, wahrscheinlich abgerissen worden oder verfallen. 

Heute ist nicht nur die ehemalige Hütte ein Baudenkmal, auch finden viele der in ihr entstandenen Kunstgußwerke heute noch Anerkennung und Bewunderung. 

Mit meiner Gußarbeit möchte ich den Arbeitern der Eisengußhalle ein Denkmal setzten. Alte, originale Arbeitsschuhe von Hüttenarbeitern wurden in eine Gussform überführt und 12 Paar Arbeitsschuhe aus Porzellan erstellt. Die Formnähte sind bewusst sichtbar geblieben, um auf den ersten Blick das Herstellungsverfahren erkennbar zu machen. Das Material Porzellan ist weiß, transluzent und unvergänglich. Es ist in seiner Reinheit eine Projektionsfläche für Erinnerungen, ein Material, dass über Jahrtausende nicht zerfällt und uns allen in Museen als Zeugnis alter Kulturen dient. 

Die Schuhe stehen und liegen wie eben ausgezogen neben und übereinander unter einem Fenster der Eisengusshalle. Das Licht wirft ein Muster auf deren Oberfläche und reflektiert das Licht des Raumes auf dem weißen Porzellan, wodurch die Erinnerungskraft vollends zur Entfaltung kommt. Ein Denkmal für die Arbeiter, Sinnbild für deren Gemeinschaft und Momentaufnahme des plötzlich „nicht-mehr-gebraucht-werdens“ in einer einstmals gefährlichen und physisch herausfordernden Arbeitsumgebung.

  • Titel Denkmal für die Arbeiter
  • Ausführung 12 x Grabsteinfragmente ca 25x25 cm, Schuhe: Höhe ca. 35 cm Porzellan, gegossen und gebrannt auf Granitplattenteilen (Grabsteinfragmenten)
  • Jahr 2024
  • Webseite www.daniela-polz.de