Die Sayner Hüte gilt als ein Leuchtturm der Industriekultur und symbolisiert den innovativen Geist der Frühindustrialisierung in Verbindung mit der Faszination Mensch – Maschine – Kunst. Das Rad taucht historisch überall da auf, wo innovative Entwicklungen eine gesamtgesellschatliche Rolle spielen. Das Rad ist ein Zeichen des Fortschrits.
Die künstlerische Arbeit DAS RAD fragt nach Veränderungen des Lebensgefühls im 21. Jahrhundert. Fußt unsere Gesellschaft noch auf den Leistungen des am Industrierad schuftenden Arbeiters oder ist die Dienstleistungsgesellschaft bereits in den digitalen Mühlen? Hält uns die digitale Revolution am Laufen oder Verlaufen wir uns im digitalen Rad? Unterliegen wir dem Menschenbild des sich ständig selbst vermarktenden, unternehmerischen Selbst im Rad der digitalen Revolution oder sind wir auf dem Weg zu individueller Erneuerung? Laufen wir langsam, mit Muße, Hingabe, Ruhe, Stille und Zuwendung oder verausgaben wir uns im Überlastungsdruck des postmodernen Turbokapitalismus? Oder rasen wir gar auf einen Zusammenbruch des Rades zu?
Die Rad-Serie umfasst zwei Videoperformances, ein lebensgroßes 8-kantiges Rad und die Möglichkeit einer partizipativen Performance in und mit dem großen Rad.
Sieht man das Rad stehen, so kommen Assoziationen, wie Oktogon oder Käfig. Wird das Rad durch einen Menschen in Bewegung versetzt, so erscheinen Hamsterrad, Rhön-Rad, Wasserrad oder Industrierad. Mensch und Rad verschmelzen zu einer sich gegenseitig bedingenden Einheit. Wer treibt hier wen an – das Rad den Menschen oder der Mensch das Rad? Wird das Rad zum Fortbewegungsmitel oder zum Hindernis? Ist man selbst im Rad, fokussiert sich die eigene Aufmerksamkeit auf die Einheit von Rad & Bewegung. Lässt die Aufmerksamkeit nach, funktioniert der Radlauf nicht mehr. Wie fühlt es sich an, dem Radlauf zuzusehen und wie ist es, das Rad am Laufen zu halten? Ist es spielerischer Sport oder kräftezehrender Kampf?
Das Laufen im Rad kann den Sinn für die Synergie von Wahrnehmung, Bewegung und Tätigkeit schärfen. Es kann ein eigener Bewegungsrhythmus gefunden werden, der das mühevolle zum mühelosen Radlaufen werden lässt. Das lebensgroße Rad kann von Besucher*innen genutzt werden. Die Videoperformances zeigen eine menschliche Figur im Rad im Innenraum und im öffentlichen Raum.