Was macht uns Angst? Das Nichts? Die Leere? Dunkelheit? Verlust? Das Fremde? Angst vor Fehlern? Angst, Fehler zuzugeben? Fehler sind menschlich. Fehler mal stehen lassen. Angst verlieren. Angst bläht sich gerne auf. Diese Arbeit spürt der Angst nach und dem Verlangen des Menschen nach Schutz. Der Begriff Bergfried wird auf seinen Ursprung und seine Polarität untersucht und ins Jetzt transportiert.
Friede oder Frieden (von althochdeutsch fridu „Schonung“, „Freundschaft“) ist allgemein definiert als ein heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe, als die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung und besonders von Krieg. Frieden als ein Zustand, der nicht als selbstverständlich gegeben ist. Frieden ist immer ein Prozeß.
Burgen wurden so gebaut, dass der Burgfried/Bergfried (Turm der Burg) sich über das Land erhebt, um so alles im Blick zu haben. Wenn wir als Menschen das Gefühl haben, alles überblicken zu können, gibt es uns Sicherheit. Was macht das mit uns, wenn wir den Überblick verlieren? Wir frieden ein. Was schonen wir, wenn wir sichtbare und unsichtbare Grenzen ziehen? Was, wenn berechtigte Grenzen durchbrochen, übergangen werden? Mauern werden errichtet, um einer imaginären Situation die Angst zu nehmen, und schüren zugleich Ängste.
Wir leben in undurchsichtigen Zeiten. Wir können kaum etwas überblicken. Unsere eigenen vier Wände werden zum Schutzraum – social distancing zieht Abgrenzungen. Es fehlt an Berührung. Soziale Gerechtigkeit erfordert, Grenzen zu überwinden und entstandene Mauern abzubauen.
Die Fragestellung nach Raum, Licht, Zeit, Grenze und deren Auflösung stellt im Gesamtwerk der Künstlerin Violetta Richard ein unerschöpfliches Thema dar.
Die neun quadratischen Papiere können trotz ihrer Leichtigkeit die Blicke und Schritte lenken. Die Sicht versperren oder freigeben. Eine Illusion von Raum oder Grenze erzeugen. Der lyrische Text, übersetzt in den Binärcode, wird zu einer abstrakten, sich auflösenden, nicht greifbaren Form. Formal ist er ohne Punkt und Komma geschrieben. Angst nimmt uns den Atem. Unsere Augen suchen nach Wiederholungen, nach Mustern, die wir kennen. Erkanntes, Bekanntes gibt Halt oder hält einen fest.
Klang: Nathalia Grothenhuis