Westwärts baute der Wahnsinn einen Westwall, der bis heute ein Stück der Eifel durchpflügt. Denn die Mächtigen im dunkelsten Kapitel unserer Geschichte fürchteten einen Einfall der Nachbarn, obwohl oder vielleicht weil sie selbst schon längst den Überfall auf andere Länder geplant hatten. So wurden im Dritten Reich an der Westgrenze Panzersperren errichtet, weil diese Sicherheit versprachen. Doch wer Lüge und Täuschung zu einem Instrument der Politik macht, der wird zuletzt selber belogen und getäuscht. Auch der Westwall vermochte den Lauf der Dinge nicht zu verändern, er konnte weder die Niederlage aufhalten, noch konnte er die herein drängenden Alliierten abhalten. Gleichwohl war der Blutzoll sehr hoch, 14 000 Soldaten mussten an diesen Betonbarrieren ihr Leben lassen.
Zur Mahnung und zur Erinnerung hat man bis heute diese Beton-Zeugen des Wahnsinns in bestimmten Abschnitten der Voreifel stehen lassen. Wir hatten uns an sie gewöhnt, schienen sie doch Relikte einer Zeit zu sein, die das „Gleichgewicht des Schreckens“ noch nicht kannte, und damit nicht die Sicherheit, die von einem Patt ausgeht. Wenn durch die Atomwaffen ein Sieg genauso schrecklich und grausam wie eine Niederlage ist, wird niemand zu kämpfen beginnen, dachten wir. Dass wir uns damit in eine falsche Sicherheit gewogen haben, das zeigte uns der 24.2.2022; dieses Datum stellte alles auf den Kopf!
Das Kunstwerk „Westwärts“ ist gestaltet durch 14 000 Stecknadeln, die den – allerdings auf dem Kopf stehenden – Westwall assoziativ evoziert. Gleichzeitig zeigt die Kleinheit der Nadel, dass mit keinem Wall Sicherheit erreicht werden kann; und verweist damit auf unsere Selbsttäuschung, der wir uns gerne hingeben. Doch sie wird immer durch die Wirklichkeit zum Platzen gebracht, wie eben ein Luftballon durch eine Stecknadel.
Gleichwohl bleibt es unerlässlich, für den Frieden einzutreten, immer neu den Frieden in allen Himmelsrichtungen – auch WESTWÄRTS – zu suchen, selbst dann, wenn die Suche so mühsam ist wie bei einer Stecknadel im Heuhaufen!