Das Thema des Kultursommers 2023 „Kompass Europa: westwärts“ hat mich als Fotografin inspiriert mich mit ungewöhnlichen Fotografien einer Künstlerin des 19. Jahrhunderts aus Großbritannien zu beschäftigen.

Die frühe Fotografin Julia Margaret Cameron gilt als eine der ersten Fotograf:innen, die eine beabsichtigte Unschärfe als Stilmittel für künstlerische Fotografien propagierte.

Die zunächst ihrer autodidaktischen Herangehensweise an die Fotografie in den 1860er Jahren geschuldeten Unschärfen ihrer Porträts, setzte sie im Weiteren gezielt ein, um malerische Effekte zu erzielen. Sie lehnte es ab, als Berufsfotografin bezeichnet zu werden und betrachtete ihre Bilder als „Errungenschaften der Kunst“. Für ihre Pionierarbeit erfuhr sie zunächst Ablehnung, aber zunehmend auch Anerkennung von bekannten Fotografen und Künstlern. Sie und viele andere frühe Fotograf:innen aus Großbritannien haben einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Fotografie geleistet und dazu beigetragen, dass sich die Fotografie als eine wichtige künstlerische Ausdrucksform etabliert hat.

Die Beschäftigung mit Julia Margaret Cameron hat mich dazu gebracht, meine eigenen Bilder neu zu betrachten. Im Gegensatz zu den ruhigen unscharfen Porträts von Cameron, sind meine Landschaftsfotos unscharf, impulsiv und malerisch. Ich versuche das Leben, das aufgrund der vielen Ereignisse und Krisen scheinbar in großer Geschwindigkeit an uns vorüberzieht, in meinen Bildern festzuhalten. Aber das Festgehaltene bleibt nicht stehen, alles bewegt sich weiter und hinterlässt die Unschärfe. Ein klares Abbild ist nicht möglich. Das Spiel mit der Unschärfe wird zur Kunst.

  • Titel Unscharfer Dialog
  • Jahr
  • Ausführung Alu-Dibond
  • Größe 80 x 120 cm